17. September 1991: In Hoyerswerda beginnen tagelange Angriffe auf »Ausländer« und ihre Unterkünfte, an denen sich mehrere hundert Personen beteiligen.
18. September 1991: Brandanschlag auf ein Aussiedlerheim in Freiburg (Breisgau).
18. September 1991: Angriff auf ein Asylbewerberheim in Tackau-Deuben im Landkreis Hohenmöhlsen.
19. September 1991: Jugendliche attackieren ein Flüchtlingsheim in Freiburg (Breisgau) mit Feuerwerkskörpern.
19. September 1991: Bei einem Brandanschlag auf einen Flüchtlingsunterkunft in Saarlouis wird der Ghanaer Samuel Yeboah getötet, zwei nigerianische Flüchtlinge werden schwer verletzt.
20. September 1991: Brandanschlag auf ein weiteres »Ausländerwohnheim« in Freiburg (Breisgau).
20. September 1991: Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Saarwellingen.
21./22. September 1991: Angriff auf ein Flüchtlingsheim in Thiendorf (Sachsen).
21./22. September 1991: 40 Jugendliche greifen zum wiederholten Mal ein Flüchtlingsheim in Freital bei Dresden an.
21./22. September 1991: In Jüterborg und Wesendahl (Brandenburg) werden Flüchtlingsunterkünfte mit Steinen beworfen.
21./22. September 1991: In Hoyerswerda eskaliert die Gewalt. 60 »Vertragsarbeiter:innen« werden aus der Stadt evakuiert. Auch die Bewohner des Flüchtlingsheims bitten um ihre Evakuierung. Vor ihrer Unterkunft versammeln sich erneut 350 bis 400 Menschen, rufen Parolen und werfen Brandsätze.
21./22. September 1991: Brandanschläge auf Flüchtlingsheime in Springe-Steinkrug, Bredenbeck bei Hannover und Freiburg (Breisgau).
23. September 1991: Angriff auf ein Wohnheim für Aussiedler in Weingarten (Landkreis Ravensburg).
24. September 1991: Anschlag auf ein Flüchtlingsheim in March-Neuershausen bei Freiburg.
24. September 1991: In der Nacht werden 230 Flüchtlinge unter dem höhnischen Beifall von Anwohner:innen aus Hoyerswerda evakuiert.
25. September 1991: Brandanschlag auf ein »Ausländerwohneheim« in Schwedt (Brandenburg).
25. September 1991: Brandanschläge auf Flüchtlingsheime in Dresden, Münster und Essen.
25. September 1991: Angriff auf ein »Ausländerwohnheim« in Tambach-Dietharz (Landkreis Gotha).
26. September 1991: Angriff auf ein Aussiedlerheim in Hamburg.
26. September 1991: Brandanschlag auf ein noch unbewohntes Flüchtlingsheim in Ahlen (Westfalen).
26. September 1991: Ein Flüchtlingsheim in Hannover wird mit Pflastersteinen beworfen.
27. September 1991: In Recklinghausen wird ein Wohnheim für Sinti und Roma überfallen.
27. September 1991: In Herford attackieren Jugendliche ein Aussiedlerheim.
28./29. September 1991: Das Flüchtlingsheim in Weißenfels (Sachen-Anhalt) wird belagert und beschossen.
28./29. September 1991: In Wallendorf bei Merseburg greifen 30 Personen ein Flüchtlingsheim mit Brandsätzen an.
28./29. September 1991: Überfälle auf Flüchtlingsunterkünfte in Altenow bei Cottbus und Königs-Wusterhausen.
28./29. September 1991: Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte in Marl und Steinhagen, Datteln, Burgwedel und Neumünster.
28./29. September 1991: Brandanschläge auf »Ausländerunterkünfte« in Issum, Kerken, Reichenbach und Chemnitz.
28./29. September 1991: In Saarbrücken-Duweiler verwüsten Neonazis die Wohnung einer Flüchtlingsfamilie.
28./29. September 1991: In Neubrandenburg werden zwei Vietnamesen auf offener Straße zusammengeschlagen. Insgesamt registriert die Polizei an diesem Wochenende 43 »gegen Ausländer gerichtete Gewaltakte«.
30. September 1991: In Willingen (Hessen) bewerfen Skinheads eine Asylbewerberunterkunft mit Steinen.
30. September 1991: Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Bochum.
30. September 1991: In Ilmenau (Thüringen) werden ausländische Studenten mit Baseballschlägern angegriffen.
1. Oktober 1991: Brandanschlag auf zwei »Ausländerunterkünfte« in Hamburg.
1. Oktober 1991: Ein Heim für Flüchtlinge und Aussiedler in Herford wird mit Molotowcocktails angegriffen.
1. Oktober 1991: In Dortmund, Duisburg und Frechen werden Flüchtlingsheime mit Steinen beworfen.
1. Oktober 1991: Angriff auf ein überwiegend von Rumänen bewohntes »Ausländerheim« in Rostock.
1. Oktober 1991: Zweiter Brandanschlag auf ein Schweriner Flüchtlingsheim in drei Tagen.
2. Oktober 1991: 25 Skinheads dringen in ein Flüchtlingsheim in Ahnatal-Weimar bei Kassel ein und zerschlagen Fensterscheiben.
2. Oktober 1991: In Mönchengladbach wird ein türkischer Migrant niedergestochen und schwer verletzt.
2. Oktober 1991: Anschläge und Übergriffe auf »Ausländer« in Reutlingen, Bonn, Reilingen, Bad Salzuflen und Dresden.
3. Oktober 1991: Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim in Hünxe. Zwei Kinder erleiden lebensbedrohliche Verbrennungen.
3. Oktober 1991: In Krefeld wird ein »Ausländer« vor den Augen zahlreicher Passanten niedergestochen.
3. Oktober 1991: Bei einem Angriff auf ein Flüchtlingsheim in Hamminkeln bei Wesel werden vier Flüchtlinge verletzt.
3. Oktober 1991: Brandanschlag auf eine von Flüchtlingen bewohnte Baracke in Bergen auf Rügen.
3. Oktober 1991: In Rostock erneuter Angriff von 150 Deutschen auf ein überwiegend von Rumänen bewohntes »Ausländerheim« mit Steinen und Molotowcocktails.
3. Oktober 1991: Überfall auf Flüchtlingsheim in Kühlungsborn, Luckenwalde und Kassel.
3. Oktober 1991: In Tornesch und Lübbersorf werden Flüchtlinge auf offener Straße misshandelt.
3. Oktober 1991: Überfälle auf Flüchtlingsheime in Oststeinbek und Preetz.
3. Oktober 1991: Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim in Bremen-Schwachhausen.
3. Oktober 1991: In Pielenhofen schleudern Unbekannte Molotowcocktails gegen ein Flüchtlingsheim, die aber nicht zünden.
3. Oktober 1991: Brandanschlag auf Flüchtlingsheime in Norderstedt, Karlsruhe, Pforzheim und Königsbach.
3. Oktober 1991: In Gelsenkirchen, Issum und Straehlen werden »Ausländer« angegriffen.
4. Oktober 1991: Brandanschlag auf ein von zwei türkischen Familien bewohntes Reihenhaus in Seesen (Landkreis Goslar).
4. Oktober 1991: In Elsterwerda werfen Jugendliche mehrere Scheiben eines Flüchtlingsheims ein.
4. Oktober 1991: Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim in Essen.
4. Oktober 1991: In Bocholt versuchen 30 Bewaffnete mit Knüppeln ein Flüchtlingsheim zu stürmen.
4. Oktober 1991: Etwa 30 Jugendliche greifen ein Flüchtlingsheim in Pasewalk (Vorpommern) an.
4. Oktober 1991: In Zwickau stürmen 150 mit Steinen und Molotowcocktails bewaffnete Personen und Flüchtlingsheim und zünden es an.
4. Oktober 1991: Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Kelsterbach bei Frankfurt am Main.
5./6. Oktober 1991: In Meiningen, Gotha, Greiz und Streufdorf (Thüringen) werden Flüchtlingsunterkünfte mit Brandsätzen, Flaschen, Steinen und Eisenstangen angegriffen.
5./6. Oktober 1991: Brandanschlag auf ein von türkischen Migrant:innen bewohntes Haus in Kirchheim.
5./6. Oktober 1991: Brandanschläge auf Flüchtlingsheime in Karlsruhe, Osnabrück, Bremen, Buchholz und Bad Liebenwerda.
5./6. Oktober 1991: In Eisenhüttenstadt wird ein Flüchtling auf offener Straße schwer misshandelt.
5./6. Oktober 1991: In Strokow, Treuenbritzen und Struwenberg (Brandenburg) werden Asylbewerberheime überfallen.
5./6. Oktober 1991: In Rostock greifen 30 Jugendliche erneut ein von Rumänen bewohntes Wohnheim an.
7. Oktober 1991: In sieben Gemeinden Baden-Württembergs werden Anschläge auf Ausländer registriert.
7. Oktober 1991: Brandanschläge auf Unterkünfte für Aussiedler in Empfingen, Nagold und Seitingen-Oberflacht.
7. Oktober 1991: Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim in Biebertal-Fellinghausen bei Gießen.
7. Oktober 1991: In Braunatal bei Kassel und in Michelstadt werden »Ausländerwohnheime« mit Molotowcocktails und Steinen angegriffen.
8. Oktober 1991: In Emsdorf (Saarland) misshandeln Skinheads einen italienischen Migranten mit Fußtritten schwer.
8. Oktober 1991: In Sandesneben (Schleswig-Holstein) werfen Unbekannte Steine auf eine Flüchtlingsunterkunft.
8. Oktober 1991: Aus Baden-Württemberg, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen werden mehrere Brandanschläge auf »Ausländerunterkünfte« gemeldet. Allein an diesem Tag registriert die Polizei mehr als 40 »ausländerfeindliche Anschläge«.
9. Oktober 1991: Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim in Hückeswagen (Nordrhein-Westfalen).
9. Oktober 1991: In Bad Säckingen (Baden) und in Una-Massen werden Flüchtlingsunterkünfte angegriffen.
9. Oktober 1991: Brandanschläge auf Flüchtlingsheime in Troisdorf und Bochum.
10. Oktober 1991: Ein Flüchtlingsheim in Kreis Lübben wird mit Steinen angegriffen.
10. Oktober 1991: Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim in Plattensee bei Hamburg.
10. Oktober 1991: Brandanschlag auf ein »Ausländerwohnheim« bei Naumburg.
10. Oktober 1991: Brandanschläge auf Flüchtlingsheime in Ense bei Soest und in Bonn-Poppelsdorf.
10. Oktober 1991: Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte in Erntebruch (Landkreis Siegen).
11. Oktober 1991: In Erelsensee bei Hanau bewerfen drei Jugendliche einen Flüchtling mit Steinen.
11. Oktober 1991: Skinheads werfen eine Fensterscheibe im »Ausländerwohnheim« in Rangsdorf (Landkreis Zossen) ein.
12./13. Oktober 1991: Brandanschlag auf ein von »Ausländern« bewohntes Haus in Kaufbeuren.
12./13. Oktober 1991: Brandanschlag auf eine »Ausländerunterkunft« in Greifswald.
12./13. Oktober 1991: In Brandenburg werden zwei »Ausländerwohnheime« überfallen.
12./13. Oktober 1991: Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Mannheim.
12./13. Oktober 1991: 30 Jugendliche schlagen in Greifswald einen marokkanischen Studenten schwer zusammen.
12./13. Oktober 1991: Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim in Immenstadt im Allgäu.
12./13. Oktober 1991: In Mecklenburg-Vorpommern werden zwei Flüchtlingsheime überfallen.
12./13. Oktober 1991: In Drebkau bei Cottbus greifen 15 Skinheads eine »Ausländerunterkunft« mit Steinen und Eisenstanden an.
14. Oktober 1991: Brandanschläge auf Flüchtlingsheime in Nienburg und Pforzheim.
14. Oktober 1991: Überfall auf ein Flüchtlingsheim in Oberteuringen am Bodensee.
15. Oktober 1991: Angriffe auf Flüchtlingsheime in Hückeswagen, Bergkamen, Toisdorf und Bochum.
15. Oktober 1991: In Sandesneben/Schleswig-Holstein werden Flüchtlinge aus Bulgarien angegriffen.
15. Oktober 1991: Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim in Wächtersbach (Hessen).
16. Oktober 1991: Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim in Kelkheim.
16. Oktober 1991: In Lilienthal (Niedersachsen) werden Brandsätze in ein Haus geworfen, das von einer türkischen Familie bewohnt wird.
16. Oktober 1991: Brandstiftung in einem von »ausländischen« Familien bewohntes Haus in Bad Vibel (Hessen).
16. Oktober 1991: Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim in Schwedt.

»DEUT­SCHER HERBST 1991«

Das vereinigte Deutschland, der 3. Oktober und die Herausforderung rechter Gewalt

Deutschland im Herbst 1991. Das wiedervereinte Deutschland begeht seinen ersten »Tag der Deutschen Einheit« im Angesicht rassistischer Gewalt. Seit den pogromartigen Ausschreitung in Hoyerswerda bestimmen Anschläge auf Flüchtlingsheime und Attacken auf Migrant:innen die öffentliche Debatte – und die Einheitsfeier. Politiker:innen aller Parteien rufen die Deutschen zur »Solidarität untereinander und zur Toleranz mit den ausländischen Mitbürgern« auf. Doch am 3. Oktober 1991 eskaliert die Gewalt. Vom »Tag des Hasses« sprechen anschließend Zeitungen, der hunderte Gewalttaten nach sich zieht. Mehr als 1300 fremdenfeindliche Straftaten, darunter alleine 220 Brandanschläge, zählen Sicherheitsbehörden schließlich für den September und Oktober 1991. Anfang des Jahres waren es noch rund 50 Straftaten pro Monat gewesen: ein Niveau, auf das die Zahlen nie wieder sanken. Rassistische Gewalt war im Herbst 1991 alltäglich geworden.
 

Konferenz, Filmvorführung und Podiumsdiskussion möchten den Herbst 1991 als einen besonderen historischen Moment sichtbar machen: als »Deutschen Herbst 1991«, in dem eine überraschende Verdichtung der Gewalt – gleich dem Deutschen Herbst 1977 – gesellschaftliche Diskussionen und Konflikte provozierte, die die Bundesrepublik bis heute prägen.