das Vereinigte Deutschland, der 3. Oktober und die Herausforderung rechter gewalt
Die Konferenz geht anlässlich des 30. Jahrestags des 3. Oktobers 1991 den Ursachen, Wahrnehmungen und Auswirkungen der rassistischer Gewaltexplosion im Herbst 1991 nach: Welche älteren Entwicklungen machten sie möglich? Wie nahmen Migrant:innen und die Mehrheitsgesellschaften in Ost und West die weitgehend unerwartete Zunahme rechter Gewalt wahr? Welchen Einfluss hatte sie auf ihre Vorstellungen vom vereinigten Deutschland? Und wie prägte die Gewalt politische und gesellschaftliche Debatten der folgenden Jahre?
Wie im »Deutschen Herbst« 1977, so die grundlegende These der Konferenz, schuf die dramatische Verdichtung der rassistischen Gewalt im Herbst 1991 einen besonderen historischen Moment, der intensive Diskussionen über das Selbstverständnis des vereinten Deutschlands und die Frage aufwarf, wie Staat und Gesellschaft der Gewalt begegnen sollten. Im »Deutschen Herbst 1991« begannen damit gesellschaftliche Auseinandersetzungen und Konflikte, die der Spur der Gewalt von »Hoyerswerda« und »Hünxe« über »Rostock«, »Solingen« und »Mölln« bis nach »Halle« und »Hanau« folgten und noch immer zu den drängendsten Herausforderungen der Gegenwart gehören.
Die Konferenz steht wissenschaftlichen Gästen nach einer Anmeldungoffen.
Programm
Freitag, 1. Oktober 2021
11–12 Uhr
Begrüssung und Einführung
Christian Tietje (Universität Halle) Grußwort des Rektors der Martin-Luther-Universität Till Kössler / Janosch Steuwer (Universität Halle) Begrüßung, Einführung: Deutschland im Herbst 1991 Ulrich Herbert (Universität Freiburg) Die verdrängte rassistische Gewalt der frühen 1990er Jahre
12.15–15.45 Uhr
Ausgangslagen 1: Kollektive Selbstverständigungen undgesellschaftliche Pluralisierung in den beiden Deutschlands nach 1980
Moderation: Petra Terhoeven (Universität Göttingen) Michelle Kahn (University of Richmond) Migration and Racism in Divided Germany in the 1980s Till Kössler (Universität Halle) Jugend im Umbruch. Politik, jugendliche Subkulturen und Pädagogik nach 1979 Maik Tändler (Universität Jena) Sehnsucht nach »Identität«. Die Konjunktur des Nationalen in den 1980er Jahren Thomas Lindenberger (Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung an der TU Dresden) NS-Erinnerung und Antifaschismus in den 1980er Jahren auf beiden Seiten der Mauer
16.15–18 Uhr
Ausgangslagen 2: Gewalt, Asylpolitik und »Aufbau Ost«. Die extreme Rechte in den 1980er Jahren
Moderation: Onur Erdur (Humboldt-Universität Berlin) Barbara Manthe (Universität Bielefeld) Vom Rechtsterrorismus zur »rechten Gewalt« Moritz Fischer (Institut für Zeitgeschichte) Die »Republikaner«, die Union und die Asylpolitik in den 1980er Jahren Gideon Botsch (Universität Potsdam) Der andere »Aufbau Ost«. Westdeutsche Rechtsextremisten in den neuen Bundesländern
20–21.30 Uhr
Öffentliche Abendveranstaltung zum 3. Oktober 1991
Filmvorführung des Dokumentarfilms »Zeinabs Wunden. Brandspuren in einer deutschen Stadt« (45 Min., HR 1993), anschließendes Gespräch mit der Filmemacherin Esther Schapira Ort:Puschkino, Kardinal-Albrecht-Straße 6
Samstag, 2. Oktober 2021
9–10.15 Uhr
Migrantische und andere Erfahrungen rechter Gewalt nach 1991
Moderation: Constantin Goschler (Universität Bochum) Carsta Langner (Universität Jena) »Mehr als betroffen…« Wahrnehmungen von Rassismus und Antisemitismus in den frühen 1990er Jahren in Ostdeutschland Dani Kranz (Ben Gurion University of the Negev) Reaktionen von Jüdinnen und Juden auf die rechte Gewalt
10.45–12 Uhr
Staatliche Reaktionen auf den »Deutschen Herbst 1991«
Moderation: Martina Steber (Institut für Zeitgeschichte) Patrick Wagner (Universität Halle) »Smooth policing« und rechte Gewalt. Erste Hypothesen zur Polizei in der Transformationsgesellschaft Janosch Steuwer (Universität Halle) Was tun gegen Rechts?! Der Beginn präventiver Antirechtspolitik im »Deutschen Herbst 1991«
13–14.30 Uhr
Rechte Gewalt und gesellschaftliche Debatten jenseits von Flucht und Asyl
Moderation: Jens Elberfeld (Universität Halle) Marcus Böick (Universität Bochum) »Brauner Osten«. Rechtsextremismus und rechte Gewalt in der Vereinigungsdebatte Andreas Wirsching (Institut für Zeitgeschichte) Europa, das vereinte Deutschland und die rechte Gewalt
Moderation: Fabian Virchow (Hochschule Düsseldorf) mit Ralph Jessen (Stiftung Aufarbeitung), Uta Bretschneider (Zeitgeschichtliches Forum Leipzig), Thomas Krüger (Bundeszentrale für politische Bildung), Massimo Perinelli (Rosa-Luxemburg-Stiftung), Anetta Kahane (Amadeo Antonio Stiftung) Ort: Audimax
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